#25 – Sozialer Kitt – was hält unsere Gesellschaft zwischen Land und Stadt zusammen?

von Mareike Meyn

Mit seinem Buch Stadt Land Frust vermisst der Politologe Lukas Haffert den Konflikt zwischen den angeblich abgehängten Land und den „abgehobenen“ Metropolen. Im Podcast diskutieren wir seine Thesen und auch durchaus kritisch, ob es diesen „sozialen Kitt“, der in Gefahr sein soll, überhaupt gibt.

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Interessanterweise ist der Eindruck eines sich vertiefenden Grabens zwischen Land und Stadt ein Generationenphänomen. Während jüngere Menschen (insbesondere jüngere Männer) eher dazu tendieren, diesen Wahrzunehmen, nehmen ihn ältere Menschen nicht so stark wahr. Das Gefühl von Zusammengehörigkeit wird dabei meist von erfahrenen Ungleichheiten in Frage gestellt. Hier spielen besonders ökonomische Unterschiede eine Rolle.

Klar ist: Der geografische Kontext beeinflusst uns alle, egal ob auf dem Land oder in der Stadt lebend. Er beeinflusst welche Themen wir für wichtig erachten und damit auch unser Wahlverhalten.

Während die Vertiefung des Stadt-Land-Grabens in anderen Ländern mit einem politischen Gewichtszuwachs ländlicher Räume verbunden ist, hat das politische Gewicht ländlicher Räume in Deutschland abgenommen. Die ländliche Bevölkerung findet im politischen Betrieb wenig Beachtung!

Prof. Dr. Lukas Haffert, Politologe und Autor, Universität Genf

Strukturelle und kulturelle Polarisierung
Es gibt Konfliktlinien zwischen Land und Stadt, die struktureller und kultureller Art sind, wie Einkommen, Infrastruktur, Wertvorstellungen oder Statusdenken. Die Betonung dieser Konfliktlinien weist großes Mobilisierungspotenzial auf und wird auch von Parteien und Medien genutzt. Strukturelle und kulturelle Polarisierungen greifen ineinander und verstärken sich ggf. noch. Dabei ist wichtig zu verstehen, dass die wachsende geografische Polarisierung gleichermaßen von Stadt und Land ausgehe, so Haffert. Dabei hängen Wahlentscheidungen erheblich mit der Frage nach einer Zugehörigkeit zusammen, danach mit was, welcher Gruppe oder auch welchem Ort man sich identifiziert. Ein geografisches Wir vs. die Anderen kann schnell konstruiert und zur politischen Mobilisierung genutzt werden. Heimatgefühle und -verbundenheit werden zur Mobilisierung von Wähler:innen genutzt.

Poltische Repräsentanz
Im Podcast haben wir auch viel über die politische Repräsentanz gesprochen. Was ist die tatsächliche, was die gefühlte Repräsentanz? Wird die politische Selbstwirksamkeit je nach geografischer Zugehörigkeit unterschiedlich wahrgenommen? Welche Rolle spielt der Metropolenfokus im Journalismus, was macht das Sterben der Lokalzeitungen mit dem empfundenen Debattenraum? Wo sind die Orte der Verständigung? – Freut euch auf eine spannende Podcastfolge!

Übrigens:

  • Hier gibt es die zitierte Studie des Kieler Institut für Weltwirtschaft
  • Lukas Haffert präsentierte seine Thesen auch im Rahmen unserer Veranstaltung „Sozialer Kitt – was hält unsere Gesellschaft zwischen Land und Stadt zusammen?“: Zusammenfassung

Die Autorin

Mareike Meyn

Geschäftsleiterin Entwicklung Ländlicher Räume

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