Schon gewusst, dass…

von Annelie Knust

…Stadt und Land auf der Vielfaltsskala nahezu gleichauf liegen?

Wenn man an Vielfalt denkt, haben viele sofort die Großstadt vor Augen: Berlin, Hamburg, Köln – viele Sprachen, Kulturen und Lebensstile. Auf dem Land dagegen soll alles langsamer laufen, und die Offenheit sei geringer.

(c) @mischen

Das Vielfaltsbarometer 2025 der Robert-Bosch-Stiftung räumt mit diesem Vorurteil auf: Stadt und Land unterscheiden sich heute kaum noch, wenn es um die Akzeptanz von Vielfalt geht.

In ländlichen Regionen sehen zwar etwas mehr Menschen Vielfalt als Bedrohung für das Leben in Deutschland (37 % versus 32 % in Großstädten), und protektionistische Einstellungen – also eine kritische Haltung gegenüber Vielfalt, verbunden mit stärkerer Orientierung auf die eigene Gruppe und geringerer Bereitschaft, Ressourcen zu teilen – sind dort etwas verbreiteter. Gleichzeitig ist der Anteil derjenigen, die Vielfalt grundsätzlich ablehnen, auf dem Land geringer als in den Städten! Das Bild vom Land als Hort der Intoleranz ist damit überholt – wenngleich auch hier beim Thema Vielfalt längst nicht alles reibungslos läuft.

Während also das alte „Stadt-weltoffen, Land-skeptisch“-Narrativ bröckelt, zeigen sich regional noch leichte Unterschiede: Bei der Akzeptanz ethnischer Herkunft und Religion liegen die ostdeutschen Bundesländer unter dem Bundesdurchschnitt. Die Differenzen zwischen den Bundesländern haben sich seit 2019 insgesamt allerdings verringert.

Bundesweit wurden dazu 4.761 Personen ab 16 Jahren befragt. Die Bewertungen erfolgen auf einer Skala von 0 bis 100, wobei 0 eine sehr geringe und 100 sehr hohe Akzeptanz von Vielfalt bedeutet. Der Vielfalts-Gesamtindex liegt 2025 bei 63 Punkten (2019: 68). Stabil hoch bleiben die Akzeptanz von Behinderungen (82 Punkte) und Geschlecht (74 Punkte), Rückgänge gibt es bei ethnischer Herkunft (73 → 56 Punkte), sexueller Orientierung (77 → 69 Punkte) und sozioökonomischer Schwäche (58 → 52 Punkte), während die Akzeptanz beim Lebensalter (70 → 71 Punkte) leicht gestiegen ist.

Die Bevölkerung lässt sich dabei grob in drei Gruppen einteilen: Kosmopolit:innen (50 %, 73 Punkte) sind offen und empathisch, Protektionist:innen (21 %, 56 Punkte) zeigen sich kritisch gegenüber ethnischer, religiöser und sozioökonomischer Vielfalt, und Vielfaltsskeptiker:innen (30 %, 52 Punkte) sind Skepsis gegenüber fast allen Dimensionen.

Das Vielfaltsbarometer 2025 zeigt damit deutlich: Empathie ist der Schlüssel zur Akzeptanz von Vielfalt.

Wer bereit ist, sich in andere hineinzuversetzen, zeigt größere Offenheit – sei es in Nachbarschaften, Schulen oder beim interreligiösen Dialog. Gleichzeitig nimmt die Polarisierung in der Gesellschaft zu, und die Gräben zwischen sozialen Gruppen werden tiefer. Offenheit, Austausch und ein empathisches Miteinander sind daher entscheidend, um diese Spaltungen zu überwinden und Vielfalt als Bereicherung zu erleben.

Fazit: Vielfalt ist unsere Realität – egal ob in Stadt oder Land. Unterschiede zwischen Ost und West bestehen zwar noch, vor allem bei ethnischer Herkunft und Religion, sind aber nicht unüberwindbar. Zusammenhalt wächst dort, wo Empathie und Austausch gelebt werden.

Quelle: Vielfaltsbarometer2025.pdf

Die Autorin

Annelie Knust

Referentin Entwicklung Ländlicher Räume

Das könnte auch für Sie interessant sein:

Service

Newsletter

Mit unserem Newsletter halten wir Sie persönlich auf dem Laufenden. Wir informieren Sie über das, was besonders spannend war und ist, über das was kommt und setzen für Sie inhaltliche Akzente zu unseren Themen.