75 Jahre AHA unterwegs

von Dr. Andreas Quiring

In diesem Jahr feiert die Andreas Hermes Akademie ihr 75-jähriges Bestehen. Im Herbst 1948 wurde die damalige Bauernhochschule in Fredeburg im Sauerland gegründet, vom damaligen Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes Dr. Andreas Hermes. Hermes gehörte zum Widerstand während der Nazi-Zeit und sah die Notwendigkeit, dass auch in der Landwirtschaft und ihren Organisationen Menschen nicht erneut totalitären Ideologien nachlaufen. So lag vom Beginn an der Bildungsschwerpunkt auf eigenständigem Denken, dem kritischen Diskurs über gesellschaftliche Themen und der Übernahme von Verantwortung. Verantwortung für sich, die Familie, den Betrieb und die Gemeinschaft – die Landwirtschaft, die Gesellschaft als Ganzes und die weltweite Gemeinschaft. Eine Aufgabe, die auch heute noch höchstrelevant ist.

Das Bildungsverständnis der Bauernhochschule war schon damals ein ganzheitliches. Nach dänischem Vorbild der von Frederik Grundtvig gegründeten Heimvolkshochschulen bezieht sich die Bildung über das fachliche Wissen hinaus auf die Persönlichkeit und die Fähigkeit, im kritischen Diskurs das eigene Denken zu schärfen und als Teil der Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen.

Direkt im Winter 1948/49 fand dann auch der erste „Bauernhochschulkurs“ statt. Ein Kursformat das bis heute besteht und an dem rd. 2.000 Menschen teilgenommen haben. Die Bezeichnung wurde über die Jahre angepasst zu „Studienkurs“ und heute „TOP Kurs“. Die Grundausrichtung ist jedoch gleich zum ersten Kurs im Herbst 1948 und ehemalige Teilnehmende berichten über ähnliche Erfahrungen, egal aus welchem Jahr.

Angepasst wurde auch die Bezeichnung des Hauses. Zehn Jahre nach Gründung erfolgte die Umbenennung zur Deutschen Landjugend Akademie (DLA) und 2001 wurden die DLA und der Verein Landbildung in der Andreas Hermes Akademie (AHA) im Bildungswerk der Deutschen Landwirtschaft e. V. zusammengeführt. Räumlich zog es die Akademie immer in die Nähe des politischen Geschehens und der sie tragenden Verbände. 1984 wurde neben Fredeburg ein neues Tagungshaus in Bonn-Röttgen bezogen und einige Jahre später das Haus in Fredeburg verkauft. 2014 erfolgte dann der Verkauf des Tagungshauses in Bonn-Röttgen und es begann die Suche nach einer geeigneten Immobilie in Berlin. Diese ist jetzt gefunden und die AHA ist gerade dabei, den neuen Standort in der Friedrichstraße 124 („F124“) in Berlin-Mitte zu beziehen. Die Fertigstellung der F124 verzögert sich leider gegenüber der Planung, daher konnten wir das Jubiläum dort noch nicht größer feiern und Sie/Euch noch nicht einladen, mal vorbeizukommen. Doch aufgepasst: Das wird richtig schön!!!

Tagungshaus in Bonn-Röttgen bis 2014
Tagungshaus in Bonn-Röttgen bis 2014

Neben Veränderungen in der Bezeichnung und den Orten zeigt sich in den 75 Jahren eine große Kontinuität in der Begleitung persönlicher Entwicklungsprozesse, der Stärkung der Selbstwirksamkeit und der Befähigung und Ermunterung, auch für andere in der Gesellschaft Verantwortung zu übernehmen. Diese langfristige und nachhaltige Wirkung erleben wir als AHA Team immer wieder durch Gespräche mit Ehemaligen, den Teilnehmenden der verschiedenen Bildungsangebote in den letzten Jahren oder Jahrzehnten.

Gleichzeitig ist das Spektrum breiter geworden. In den 80er Jahren wurden die b|u|s Unternehmertrainings entwickelt. Später wurde die Organisationsentwicklung (OE) zu einer weiteren Kernkompetenz der AHA. Den Leitbild-Prozess des DBV 2011/12 begleitete die AHA auf Bundesebene und in einigen Landesverbänden. Mit der Kompetenz, Menschen und Organisationen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen zu begleiten, konnte die AHA dann seit 2015 als Teil der Entwicklungszusammenarbeit Verbände in Afrika und Indien unterstützen. Die Zusammenarbeit und der Austausch mit engagierten (jungen) Bäuerinnen und Bauern aus Europa, Afrika und Indien ist eine Bereicherung für alle Beteiligten. Neu ist seit 2015 auch eine Dialogplattform für Akteure der Ländlichen Räume in der Bundeshauptstadt entstanden. Hier werden aktuelle Themen der Ländlichen Entwicklung gemeinsam vertieft und Zukunftsfragen im politischen Raum thematisiert.

Stolperstein für Reichsminister a. D. und Namensgeber der AHA Dr. Andreas Hermes
Stolperstein für Reichsminister a. D. und Namensgeber der AHA Dr. Andreas Hermes

Das Team der AHA besteht aktuell aus 30 Mitarbeitenden und etwa 70 Trainer:innen aus Europa und weitere aus Afrika und Indien. Wie die Themen und Aufgaben ist auch das Team vielfältiger geworden. Und alle verbindet die Begeisterung, Menschen in ihren Entwicklungs- und Veränderungsprozessen zu begleiten. Für die Herausforderungen der Zukunft ist die AHA gut gerüstet. Die Bedürfnisse derjenigen, die in der Landwirtschaft und den Ländlichen Räumen Verantwortung übernehmen, werden sich weiter verändern, die AHA auch. Das Grundverständnis unserer Arbeit bleibt jedoch: „Der Mensch steht im Mittelpunkt.

Der Autor

Dr. Andreas Quiring

Geschäftsführer

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