Die internationalen und bunten Wochen in Berlin

von Julian Friesinger

Mitte Januar waren die Präsidenteninnen und Präsidenten sowie Geschäftsführer:innen des Pan-Afrikanischen Bauernverbandes (PAFO) sowie Junglandwirtinnen und -Landwirte aus weiteren afrikanischen Verbänden für eineinhalb Wochen in Berlin. Und zwar mit einem vollen Programm: ein Workshop in Organisationsentwicklung, das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) und die Grüne Woche. Und mittedrin auch noch die Demonstrationen der deutschen Bäuerinnen und Bauern. Ein buntes, spannendes und sehr internationales Programm.
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir am PAFO-AHA-Stand zur PAFO-Austauschplattform
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir am PAFO-AHA-Stand zur PAFO-Austauschplattform

Seit diesem Jahr heißt eine der wichtigsten Messen für die Agrar- und Ernährungswirtschaft nun nur noch Grüne Woche und nicht mehr Internationale Grüne Woche. Auch wenn die Grüne Woche nun das Wort international gestrichen hat – aus Sicht der AHA und ihrer Partner:innen waren es internationale, ereignisreiche und bunte Januarwochen.

PAFO-Vertreter mit Alphornbläsern auf der Grünen Woche
PAFO-Vertreter mit Alphornbläsern auf der Grünen Woche

Organisationsentwicklung auf pan-afrikanischer Ebene

PAFO, der pan-afrikanische Bauernverband, repräsentiert über seine 5 regionalen Mitgliedsverbände über 80 Millionen Landwirtinnen und Landwirte. Im Einklang mit der 5-Jahres-Strategie von PAFO hat die AHA angeboten den Verband in Organisationsentwicklung (OE) zu begleiten. Auf der PAFO-Generalversammlung in Tunis im Oktober 2023 wurde beschlossen, diesen Weg gemeinsam zu gehen, um PAFO zu stärken, sodass der Verband die in der Lage ist, den vielfältigen Anforderungen an afrikanische Landwirte und ihre Organisationen gerecht zu werden.

PAFO wird getragen von den fünf afrikanischen Regionalverbänden. Der Southern African Confederation of Agricultural Unions (SACAU), East African Farmer’s Federation (EAFF), Réseau des Organisations Paysannes et des Producteurs Agricoles de l’Afrique de l’Ouest (ROPPA), Union Maghrébine et Nord-Africaine des Agriculteurs (UMNAGRI), Plateforme régionale des organisations paysannes d’Afrique centrale (PROPAC).

Mitte Januar fand nun in Berlin der Auftakt mit einem ersten Workshop mit dem Verband statt. Dieser Workshop gab den Vertreter:innen von PAFO den Raum, sich über die Entwicklungen im Verband auszutauschen und gemeinsame Ideen für die Organisationsentwicklung zu finden.

Im Fokus stand ein systemischer Ansatz, der die Organisation als Ganzes sieht. Der Fokus wird hier auf Beziehungen, Strukturen, Prozesse und Kultur, die die Funktionsweise der Organisation durch ihre Führungskräfte, das technische Team und klare strategische Ausrichtungen prägen, gelegt.

Der Workshop war ein vertraulicher Raum. Die Vertreter von PAFO wurden lediglich begleitet von zwei unserer Trainer. Beide Trainer konnten zuvor schon viel Erfahrung im Bereich der Organisationsentwicklung in West-, Süd- und Ostafrika sowie in Europa sammeln.

Die Vertreter:innen der fünf Regionalverbände von PAFO sowie PAFO-Geschäftsführer
Die Vertreter:innen der fünf Regionalverbände von PAFO sowie PAFO-Geschäftsführer

Ministerbesuch am PAFO-AHA-Stand auf dem Global Forum for Food and Agriculture

Der Januar war geprägt von deutschlandweiten Protesten der Bäuerinnen und Bauern. So wurde auch vor dem Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) demonstriert. Eine spannende und bewegende Zeit für die Landwirtschaft. Das nahmen auch die PAFO-Vertreter:innen so wahr, die über den Workshop noch für das Global Forum for Food and Agriculture und die Grüne Woche in Berlin blieben. „Wir wollen auch auf die Demonstrationen der Bauern gehen!“, sagte eine Geschäftsführerin und Präsidentin von PAFO. Neben Sympathiebekundungen mit den Bauernprotesten nahmen verschiedene PAFO-Vertreter:innen an Diskussionen und Panels der GFFA teil. Auf dem Gemeinschaftsstand PAFO/AHA im Rahmen des Innovationsforums der GFFA wurde die PAFO-Austauschplattform vorgestellt. Das innovative Projekt zog auch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir an.

Die Plattform gibt es seit Juni 2023. Es ist eine echte Wissensdrehscheibe, um gemeinsam auf Herausforderungen zu reagieren, Verbände organisational zu stärken und den Austausch unter Gleichgesinnten zu fördern. Hier tauschen Mitglieder ihre Gedanken zu Themen, Herausforderungen und verschiedenen Lösungsansätzen aus.

Und noch mehr Austausch: PAFO trifft auf den agrarpolitischen Dialog

AHA Ende 2023 als einer von drei Konsortialpartnern, zusammen mit IAK Leipzig und dem pan-afrikanischen Politikberatungsnetzwerk FANRPAN. In einem mehrjährigen Prozess begleitet das Projekt den Partner der Afrikanischen Union, das Kommissariat für Landwirtschaft, Ländliche Entwicklung und „Blaue Wirtschaft“ (ARBE), dabei neue Wege in der erfolgreichen Umsetzung von Agrarpolitik zu beschreiten. Im Zentrum stehen dabei die Stärkung der Ernährungssysteme als Ganzes und eine höhere Resilienz in Zeiten des Klimawandels.

Die GFFA und Grüne Woche boten einer Delegation der ARBE spannende Möglichkeiten die deutsche Landwirtschaft und ihre Vertreter:innen persönlich kennen zu lernen. Ein Höhepunkt war dabei das Zusammentreffen des Projektteams mit ARBE-Kommissarin Josefa Sacko und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, am Rande des Ministergipfels. Gestärkt durch diesen politischen Rückenwind begibt sich der APD AU nun auf den Weg den Dialog zwischen allen Akteuren im afrikanischen Ernährungssystem zu stärken, um die Entwicklung einer zeitgemäßen Landwirtschaftspolitik für den Kontinent zu unterstützen.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, Kommissarin für Landwirtschaft der Afrikanischen Union Josefa Sacko und weitere Partner und Träger des Agrarpolitischen Dialogs Quelle: BMEL
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, Kommissarin für Landwirtschaft der Afrikanischen Union Josefa Sacko und weitere Partner und Träger des Agrarpolitischen Dialogs Quelle: BMEL

Ein wichtiger Moment für unseren Partner PAFO war auch das Treffen zwischen der Delegation von PAFO unter der Leitung des Präsidenten Ibrahima Coulibaly mit dem Staatssekretär des Bundesentwicklungsministeriums Jochen Flasbarth.

Das Gespräch drehte sich gute Regierungsführung, Landrechtspolitik, Investitionsbedingungen, strukturelle Unterstützung und Kapazitätsaufbau der afrikanischen Bauernverbände und nicht zuletzt Entwicklungszusammenarbeit und Bauernverbände im multilateralen Kontext.

Dieses Treffen ermöglichte eine Diskussion über die Zukunft einer nachhaltigen Landwirtschaft und die Perspektiven der internationalen Zusammenarbeit.

PAFO-Präsident Ibrahima Coulibaly (rechts im Bild) im Gespräch mit Staatsekretär des Bundesentwicklungsministerium Jochen Flasbarth (zweite Person von rechts)
PAFO-Präsident Ibrahima Coulibaly (rechts im Bild) im Gespräch mit Staatsekretär des Bundesentwicklungsministerium Jochen Flasbarth (zweite Person von rechts)

Der Autor

Julian Friesinger

Programme Manager international

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