So vielfältig wie die Landwirtschaft selbst sind auch die Teilnehmenden der Programme YLIP/PJIEL: Sie sind in der Primärproduktion aktiv, betreiben Verarbeitungs- und Veredelungsbetriebe oder vertreiben Agrarinputs. Manche engagieren sich in landwirtschaftlichen Verbänden, andere forschen an Lösungen für die Herausforderungen von morgen. Genau diese Vielfalt an Perspektiven, Erfahrungen und unternehmerischem Geist braucht die Landwirtschaft der Zukunft.
Das Young Leaders Incubation Programme wurde ins Leben gerufen, um junge Menschen aus dem Agrarsektor gezielt zu stärken – fachlich, persönlich und strategisch. In interaktiven Modulen, Austauschformaten und praxisnahen Trainings entwickeln die Teilnehmenden ihre Führungskompetenzen weiter, schärfen ihre Visionen und lernen, wie sie ihre Ideen wirksam umsetzen können. Besonders im Fokus: die Rolle der jungen Generation als Treiber für nachhaltige Entwicklung, Resilienz und soziale Gerechtigkeit im ländlichen Raum.
Einige dieser jungen Fach- und Führungskräfte werden zu den prägenden Stimmen des Sektors gehören – alle werden ihn mitgestalten. Mit ihrer Energie, ihrem Wissen und ihrem Engagement sind sie heute schon wichtige Impulsgeber:innen in ihren Organisationen, Kooperativen und Unternehmen. Nachfolgend stellen wir einige der Absolventinnen und Absolventen näher vor – mit ihren Geschichten, ihren Zielen und ihrer Leidenschaft für eine zukunftsfähige Landwirtschaft.
Devroll Legodi
Devroll Legodi ist eine 30-jährige landwirtschaftliche Unternehmerin aus Südafrika. Sie ist das fünfte Kind ihrer Familie und besitzt einen Abschluss im Finanzmanagement. Sie stammt aus einer Familie, die Lebensmittel für den Eigenbedarf im eigenen Garten anbaute. Den Entschluss, selbst in die Landwirtschaft einzusteigen, fasste sie während der COVID-19-Pandemie.
Heute bewirtschaftet sie das Land ihrer Familie in der semiariden Provinz Gauteng und führt dort ihr Unternehmen. Nachdem sie für ihr Startkapital gespart hatte, gründete sie ihr Unternehmen im April 2020, welches sie bis heute eigenständig führt. Ihr Agribusiness konzentriert sich auf die kleinskalige Primärproduktion von Kräutern und Spinat. Die Vermarktung erfolgt an Woolworths sowie and Verarbeitungsbetriebe. Ihre wichtigste Marketingstrategie besteht darin, den direkten Dialog mit leidenschaftlichen Verbraucher:innen zu suchen. In Devrolls unternehmerischem Wirken hatte sie Tiefen überwinden müssen, um zu neuen Höhen zu gelangen. Einer ihrer größten Erfolge stellt die Belieferung des Gefängnisses in Boksburg mit wöchentlich vier Tonnen Erzeugnissen dar. Eine ihrer größten Herausforderungen erlebte sie hingegen beim Verlust ihrer gesamten Ernte infolge eines Hagelsturms.
Devroll bewertet das politische Umfeld grundsätzlich als positiv, ist aber der Meinung, dass junge Landwirt:innen stärkere Unterstützung benötigen, insbesondere bei der Einhaltung von Global GAP-Standards. Zu ihren größten Herausforderungen gehören die Bewässerungsinfrastruktur, der Transport und die hohen Betriebsmittelkosten. Sie ist Mitglied der African Farmers Association of South Africa (AFASA), die ihr dabei hilft, Großaufträge direkt von Einzelhändlern zu erhalten. Bevor sie 2025 am YLIP-Training der AHA und SACAU teilnahm, absolvierte sie mehrere Fortbildungsprogramme. Sie nahm daran teil, um ihre Führungskompetenzen zu stärken und plant, diese Fähigkeiten zu nutzen, um Finanzierungen für ihren Betrieb einzuwerben.
Mit Blick in die Zukunft verfolgt sie das Ziel, eine führende kommerzielle Kräuterbäuerin zu werden, zwei eigene Betriebe zu führen, die Kräuterbranche maßgeblich mitzugestalten und Arbeitsplätze für junge Menschen zu schaffen.
Yussif Jesiwuni
Yussif Jesiwuni ist ein 30-jähriger Landwirt und Verfechter der ländlichen Entwicklung aus Ghana. Seine Leidenschaft für die Landwirtschaft entwickelte Yussif bereits im frühen Alter, als er seinem Vater auf die Felder im Norden Ghanas folgte. Seine Liebe und Leidenschaft für die Landwirtschaft vertieften sich weiter als er 2015 aktiv in der ländlichen Entwicklung zu arbeiten begann. Er war fasziniert von der Schönheit und dem satten Grün der Felder und von der seltenen Gelegenheit, die Pflanzen vom Keimen nach der Aussaat bis hin zur Ernte zu beobachten.
Heute bewirtschaftet Yussif 8 Hektar Land, auf dem er Sojabohnen und Mais anbaut, und, dass er hofft bald zu expandieren. Neben der Landwirtschaft leitet er eine lokale NGO namens Business and Development Consultancy Centre (BADECC), die sich hauptsächlich auf klimaintelligente Landwirtschaft, Interessenvertretung, Kapazitätsaufbau, agrarische Beratungsdienste sowie Konfliktmanagement und Friedensförderung konzentriert.
Yussif hat das Ziel, eines der größten Sojabohnenfelder in Ghana zu besitzen, das über eine Verarbeitungsanlage mit moderner Ausrüstung verfügt. Außerdem plant er, Sojabohnen zu Endprodukten wie Speiseöl, Mehl, Milch und vielem Weiterem zu verarbeiten, sowohl für den lokalen Markt als auch für den Export.
Er findet Motivation darin, Wissen und Fähigkeiten an andere junge Menschen weiterzugeben – insbesondere zu bewährten agronomischen Praktiken, welche die Nachhaltigkeit von landwirtschaftlichen Betrieben fördern und spürbare Veränderungen ermöglichen. Einer seiner größten Erfolge war, dass es ihm gelang, etwa 100 junge Menschen im ländlichen Raum, die die Landwirtschaft aufgeben wollten, um in den Städten ihr Glück zu suchen, durch seine üblichen Wissensaustausch-Aktionen und Jugendförderungsinitiativen umzustimmen.
Unglücklicherweise erlebte er einen seiner Tiefpunkte, als er aufgrund fehlender Maschinen zum Dreschen seiner Sojabohnenernte Nachernteverluste erlitt: Die Bohnen lagen schutzlos den Launen des regnerischen Wetters ausgesetzt und wurden zerstört. Seine derzeitigen größten Herausforderungen betreffen den eingeschränkten Zugang zu landwirtschaftlichen Maschinen, die hohen Kosten der Betriebsmittel und die Abhängigkeit von der regenbewässerten Landwirtschaft.
Er ist Mitglied im Farmer Organizations Network in Ghana, das alle Kleinbäuer:innen entlang der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette miteinander vernetzt. Vor YLIP hatte Yussif das Privileg an verschiedenen Fortbildungen zur persönlichen und beruflichen Entwicklung teilzunehmen Zu YLIP motiviert ihn, die Möglichkeit seine Führungsqualitäten und Problemlösungstechniken zum Nutzen seiner Organisation und der gesamten Gemeinschaft stärken zu können. Yussif wurde von seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern zum Vorsitzenden seines YLIP-Jahrgangs gewählt, was ihm eine große Verantwortung in der Gruppe einbrachte, ihm ein praktisches Verständnis von Führung vermittelte und ihm seine Berufung für die Landwirtschaft verdeutlichte. YLIP hat maßgeblich dazu beigetragen, sein Führungsverständnis und seine allgemeine Herangehensweise an gesellschaftliche Themen weiterzuentwickeln.
Yussif ist überzeugt, dass die Landwirtschaft die Goldgrube Afrikas ist, und es an der jungen Generation liegt, diese Erfolgsgeschichte durch harte Arbeit, Innovation, Engagement und Hingabe im Agrarsektor mitzugestalten.
Raymond Freyer
Raymond Freyer, ein 34-jähriger Bauer aus Keetmanshoop in der Karas-Region im Süden Namibias, ist das vierte Kind seiner Familie. Er lebt mit seiner Partnerin zusammen, mit der er zwei Töchter hat. Obwohl er einen Abschluss im Tourismus besitzt, fühlte er sich schon immer zur Landwirtschaft hingezogen – eine tief verwurzelte Tradition auf beiden Seiten seiner Familie. Raymond arbeitet in einer der trockensten Regionen Namibias auf einem Land, das ihm auf nicht übertragbarer Basis zur Verfügung gestellt wurde. Seine Motivation liegt in der Bewältigung von Herausforderungen.
Nach der Pensionierung seines Vaters übernahm Raymond im Jahr 2020 die Verantwortung für den Familienbetrieb. Er verkaufte einige Ziegen, um ein Geflügelprojekt zu starten. Derzeit führt er den Betrieb auf Basis gleicher Anteile und Verantwortlichkeiten gemeinsam mit seinen Geschwistern. Der Fokus ihres kleinen landwirtschaftlichen Betriebes konzentriert sich auf die Geflügel- und Ziegenhaltung, wobei der Verkauf der Produkte informell durch Mundpropaganda erfolgt. Landwirtschaft im Süden von Namibia ist auf Grund der extremen klimatischen Bedingungen herausfordernd. Raymonds Betrieb musste daher ebenfalls mit Höhen und Tiefen umgehen. Ein tolles Erlebnis war die Wahl zum Jugendbauernvorsitzenden in seiner Gemeinde. Zu seinen schwierigsten Erfahrungen zählt hingegen der Verlust der Hälfte seiner Herde durch Viehdiebstahl. Angesichts der starken Abhängigkeit seines Landes von importierten Lebensmitteln, betreibt Raymond seinen landwirtschaftlichen Betrieb, um zur Ernährungssicherheit beizutragen.
Raymond ist zusätzlich Vorsitzender des Nationalen Jugendrats von Namibia, einer Organisation, die von Jugendlichen geleitete Projekte fördert. Er hat am SACAU Youth Poultry Workshop 2022 und am Poultry Futures Forum in Tansania 2024 teilgenommen. Durch das YLIP-Training hat er seine Führungskompetenzen verbessert und möchte sein Wissen mit anderen jungen Landwirt:innen teilen. Außerdem hat er seine Fähigkeiten als öffentlicher Redner ausgebaut. In den nächsten zehn Jahren möchte Raymond einer der größten Geflügelproduzenten in seiner Region werden und mit dem Export von Ziegen nach Südafrika beginnen.
Dorcas Joanita Akouete
Dorcas Joanita Akouete ist eine junge Frau aus Benin, die sich leidenschaftlich für die Landwirtschaft und insbesondere die familiäre Landwirtschaft interessiert. Sie wohnt in Darnon, einem Dorf in der Gemeinde N’Dali im Norden des Landes und hat einen Masterabschluss in Tier- und Fischproduktion. Heute leitet sie Terre d’Amazones, ein landwirtschaftliches Unternehmen, das sich der Produktion und Verarbeitung von pflanzlichen und tierischen Produkten widmet.
Ihre Leidenschaft für die Natur begann schon in ihrer Kindheit, als sie sich täglich um die Tauben, Hühner und Zicklein des Hauses kümmerte. Ermutigt von ihrem Vater, entschied sie sich für ein Studium der Agrarwissenschaften und wählte ohne zu zögern den Schwerpunkt Tierproduktion und Fischerei. Als einzige von sechs Geschwistern, die den Weg der Landwirtschaft einschlugen, beschloss sie, sich auf dem elterlichen Betrieb Ferme Akoeute et fils niederzulassen. Sie begann mit 250 Mastküken. Heute baut sie mehrere Getreidesorten wie Mais, Soja, Reis und Sorghum an, hält Geflügel und Schweine und baut gemeinsam mit ihrem Partner und ihrem Vater (Blatt-)Gemüse und Obst an.
Für Dorcas Joanita ist klar: „Die Erde lügt nicht. Sie lehrt uns, die Nützlichkeit von Herausforderungen als wahres Glück zu verstehen“. Dies motiviert sie auch in schwierigen Zeiten nicht aufzugeben. Eine ihrer größten Herausforderungen war der Verlust einer ganzen Reisernte, die durch ein Feuer vernichtet wurde, bevor sie überhaupt eingelagert werden konnte. Es war eine sehr schmerzhafte Erfahrung, aber ihr größter Stolz sind die Momente, in denen sie die Früchte ihrer Arbeit erntet und die Wirkung ihrer Arbeit sieht: Sie ernährt die Frauen und Männer ihrer Gemeinde und ihres Landes.
Ihr Eintritt in die Bauernorganisationen war zunächst durch den Wunsch nach Vernetzung und neuen Chancen motiviert. Doch schon bald übernahm sie eine umfassendere Rolle – insbesondere im Einsatz für die Rechte von Frauen und jungen Landwirt:innen. Sie setzt sich ein für den Zugang zu Produktionsmitteln, Land, geeigneter Finanzierung und besserer Information über agrarpolitische Entscheidungen, die oftmals an den Bedürfnissen der Bäuerinnen und Bauern vorbeigehen. Aus diesem Engagement heraus schloss sie sich der Fédération Nationale des Femmes Agricultrices du Bénin (FENAFAB) und dem Collège des Jeunes Agriculteurs du Bénin an, zwei einflussreichen Organisationen und Mitglieder der PNOPPA .
Vor dem YLIP-Programm hatte Dorcas Joanita bereits an einigen Führungstrainings teilgenommen. Doch die Erfahrungen in YLIP waren anders. Es ist ein tiefes Eintauchen, das einen echten Wendepunkt markiert: ein Ort der inneren Transformation, ein Aufruf, anders zu denken, ein tiefes Lernen von engagierter Führung. „Dieser Prozess ist kontinuierlich, denn nach jedem Schritt muss man in einen inneren Spiegel blicken, seine Führung an die Gegebenheiten anpassen, lernen, wie man andere anleitet und ihnen hilft, die Führungspersönlichkeit in ihnen zum Erblühen zu bringen“, so die junge Landwirtin.
Heute gelingt es Dorcas Joanita ihr Familienleben, ihr Engagement in Bauernorganisationen und die Weiterentwicklung ihrer wirtschaftlichen Aktivitäten unter einen Hut zu bringen: Das ist der anspruchsvolle Alltag einer jeden Frau, die sich in Bauernorganisationen engagiert. Sie verfolgt ihre Mission mit einer klaren Vision: Sie möchte Interesse wecken, inspirieren, Kinder und Jugendliche in diesem wertvollen, innovativen und zukunftsträchtigen Beruf begleiten, denn sie sind die Zukunft der Ernährungssicherheit und -souveränität.
Elizabeth Maanda Sianga
Elizabeth Maanda Sianga ist eine 27-jährige landwirtschaftliche Unternehmerin aus Sambia und das drittgeborene Kind in ihrer Familie. Sie selbst hat noch keine eigene Familie, dafür investiert sie viel Zeit in die Umgestaltung der Landwirtschaft in ihrem Land, der sie sich verschrieben hat. Elizabeth hat einen Bachelor in Landwirtschaft und einen Master im Agribusiness absolviert.
Inspiriert von ihrer Großmutter, eine Gärtnerin und Ziegenzüchterin, wagte Elizabeth 2019 den Einstieg ins Agribusiness. Sie arbeitet im Kafue Distrikt in der Provinz Lusaka (Region II) auf dem Land ihrer Familie, für das sie übertragbare Eigentumsurkunden besitzt. Mit Leidenschaft und Entschlossenheit hat sie ihr Startkapital durch persönliche Ersparnisse und die Unterstützung ihrer Familie aufgebracht und zusätzliches Geld durch das Backen, das Herstellen von Perücken und das Anbieten von Make-up-Dienstleistungen verdient.
Auf ihrem Betrieb betreibt sie Gartenbau, Aquakultur, hält einheimisches Geflügel und verarbeitet Mais zu Maismehl und zu geschrotetem Mais. Elizabeth beliefert Ladenketten wie Shoprite, lokale Märkte und Restaurants. Ihr, als mittelgroß eingestuftes Unternehmen vereint die Primärproduktion mit der landwirtschaftlichen Weiterverarbeitung.
Ein wichtiger Meilenstein war die Sicherung von Fördermitteln der Weltbank. Besonders inspiriert wurde Elizabeth von ihrem Besuch auf dem landwirtschaftlichen Betrieb Zambeef Huntley, wo sie eine Trächtigkeitskontrolle bei der einer Kuh durchführte – eine Erfahrung, die ihre Leidenschaft für die Landwirtschaft bekräftigte.
Sie ist der Meinung, dass das politische Umfeld in Sambia zwar im Allgemeinen förderlich ist, dass es aber leichter zugängliche Finanzierungsmöglichkeiten und Reformen in Bezug auf den Besitz von Land geben muss. Zu den weiteren Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert ist, gehören raue Wetterbedingungen, unzuverlässige Arbeitskräfte und schwankende Marktpreise.
Elizabeth ist Mitglied der Zambia National Farmers Union und des Global Farmers Network, die ihr Zugang zu Mentor:innen und einer Fülle von landwirtschaftlichen Ressourcen bieten. Durch das YLIP-Training hat sie ihre Führungs- und Kommunikationsfähigkeiten verbessert, um ihr Unternehmen auszubauen und andere junge landwirtschaftliche Unternehmer:innen zu ermutigen, ihre Stimme zu finden. Für die nächsten zehn Jahre plant sie, ihr Agribusiness auf ein kommerzielles Niveau zu heben, die Produktion für den Export auszuweiten und eine landwirtschaftliche Hochschule zu gründen, die später zu einer Universität ausgebaut werden soll.
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