Nur 18 Prozent der Besucher am Stand des Deutschen Maiskomitees e.V. (DMK) auf der Agritechnica in Hannover schätzten das Ansehen der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit als positiv oder sehr positiv ein. Diese Momentaufnahme spiegelt das Image der modernen Landwirtschaft wieder. Und auch 39 Prozent der Landwirte beurteilten ihr Bild in der Öffentlichkeit als negativ. 2013 waren es nur 20 Prozent, die dies so einschätzten.
Umso wichtiger, dass die Bäuerinnen und Bauern selbst das Heft in die Hand heben und sich und ihre Arbeit darstellen. Die Umwelt- und Tierschutzverbände machen es schließlich auch und das mit Erfolg. Daher ist es unvermeidbar, die Öffentlichkeitsarbeit als Teil des Unternehmenskonzepts in den Alltag zu integrieren.
Hier stellen sich zwei Fragen: Was kann ich als Landwirt praktisch tun, um mein Umfeld davon zu überzeugen, dass ich kein Tierquäler oder Giftmischer bin? Und wie soll ich neben der Arbeit im Betrieb die Zeit aufbringen, öffentlichkeitswirksam aktiv zu sein? Die folgenden zehn Anregungen geben darauf Antworten. Sie machen nur wenig Arbeit und funktionieren vor Ort, um das Vertrauen Ihrer Umgebung zu erlangen.
1. Teil der Dorfgemeinschaft sein
Wer einen Menschen aus anderen Zusammenhängen kennt, der fasst zu ihm Vertrauen. Das gilt insbesondere dann, wenn er sich regelmäßig ins Dorfgeschehen einbringt. Als Landwirt sollten Sie aktiv sein in einem örtlichen Verein: Egal, ob es sich dabei um die Freiwillige Feuerwehr, den Schützenverein oder den Heimatverein handelt. Hier erleben Sie viele Dorfbewohner als Landwirt und Sie dienen zugleich als Multiplikatoren. Denn: Sie sind Teil der Dorfgemeinschaft. Und wenn wieder einmal ein vermeintlicher oder tatsächlicher Skandal die Medien in Wallung bringt, können Sie glaubwürdig antworten und beispielsweise den Vereinsmitgliedern erläutern, dass Sie selbst kein Interesse haben, den Boden, von dem Sie seit Generationen leben, zu vergiften. Oder gar Tiere schlecht zu halten: Denn nur gesunde Tiere bringen auch gute Erträge.
2. Örtliche Vereine oder Kirchen unterstützen
Kleine Spenden für Feste und Veranstaltungen kommen immer gut an. Wenn es sich dann noch um Produkte des eigenen Hofs handelt, wächst die Akzeptanz besonders. So können Sie zum Beispiel für ein Dorffest ein Ferkel spendieren, das womöglich der örtliche Metzger grillt, oder Lebensmittel für den Erntedankgottesdienst zur Verfügung stellen. Vielleicht kann auch einmal ein Verein für einen Festumzug einen Trecker gebrauchen. Mit solchen kleinen Aktionen erreichen Sie die Herzen der Dorfgemeinschaft.
3. Feldrand- und Hoftorgespräche führen
Natürlich haben Sie auf dem Hof jede Menge Arbeit. Sie arbeiten oft im Freien und Menschen können Sie dabei beobachten, verstehen aber nicht, was Sie da eigentlich machen. Dann rufen Sie negative Bilder aus den Medien ab und verbinden sie direkt mit Ihrer Arbeit. Nehmen Sie sich etwas Zeit für einen „Fünf-Minuten-Dialog“, wenn Sie merken, dass Sie sie beobachten. Damit nehmen Sie Ihrem Gegenüber mögliche Ängste und erklären nebenbei zum Beispiel, dass Pflanzenschutzmittel nicht gefährlich für Nutzpflanzen, Mensch und Tier sind.
4. Wertschätzend und positiv bleiben
Es ist wahr: Die Menschen machen sich Sorgen, wenn Sie an die moderne Landwirtschaft denken. Und es kann sein, dass Spaziergänger, Anwohner oder Urlauber Sie mit kritischen Fragen oder abfälligen Bemerkungen konfrontieren. Gehen Sie jetzt nicht in die Verteidigungshaltung. Stellen Sie Fragen und nehmen Sie die Ängste ernst. Wenn Sie genau zuhören, können Sie nachher viel besser und zielgerichteter von Ihrer täglichen Arbeit berichten und möglicherweise Ängste oder Vorurteile zerstreuen. Öffnen Sie sich für den Standpunkt Ihres Gegenübers. Das schafft Sympathie.
5. Thementafeln aufstellen
Mit Thementafeln am Feldrand, Hoftor oder an der Stallmauer können Sie Verbraucher über Ihre Arbeit informieren. Diese ersetzen natürlich nicht das persönliche Gespräch, aber sie ergänzen es. Zudem erhalten die Menschen so auch dann Informationen, wenn Sie selbst nicht vor Ort sind.
6. Argumente der Kritiker kennen
Bei allem Vertrauen und bei hoher Akzeptanz: Kritiker wird es immer geben. Wenn sie in Naturschutz- oder Tierschutzverbänden organisiert sind, wird es schwer sein, sie zu überzeugen. Aber das ist gar nicht entscheidend. Es kommt nämlich darauf an, ob Sie als Landwirt diejenigen überzeugen, die sich entsprechende Diskussionen zunächst nur anhören. Dazu ist es wichtig, immer gut vorbereitet zu sein. Welche Einwände, Vorhaltungen und Argumente gegen den eigenen Betrieb könnten Gegner vorbringen? Und: Wie kann ich sie entkräften? Argumentationshilfen gibt es zum Beispiel bei diversen Verbänden.
7. Kinder auf den Hof einladen
Leider wissen Kinder wenig bis gar nichts über moderne Landwirtschaft. Und die Lehrkräfte sind oft nicht sehr viel besser informiert. Das können Sie ändern. Wenn Sie Schulklassen und Kindergartengruppen einladen und ihnen die Möglichkeit geben, das eine oder andere ausgewählte Tier anzufassen, dann öffnen Sie die Herzen für die Zukunft. Mit den Bildern im Kopf vom Hofbesuch sind Kinder und Lehrer nahezu immun gegen ungerechtfertigte Anfeindungen gegenüber der Landwirtschaft. Wenn die Kinder mit leuchtenden Augen im Elternhaus und Bekanntenkreis erzählen, was sie auf Ihrem Hof gesehen und erlebt haben, dann öffnen sie zugleich die Herzen der Eltern. Auch das schafft Vertrauen.
8. Homepage einrichten
Wer Direktvermarktung betreibt, für den gehört ein eigener Internetauftritt längst genauso zum Alltag wie die frischen Produkte. Mit einer eigenen Webseite kann jeder Landwirt ein Stück Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Denn mit Informationen über Ihren Hof und über die Produkte – mit schönen Fotos von der Familie und den Erzeugnissen – können Sie aufgebautes Vertrauen stabilisieren. Die allermeisten Menschen informieren sich über das Internet. Und über eine eigene Hof-Webseite können Sie Informationen und Botschaften am einfachsten steuern.
9. Im Netz aktiv werden
Viele Landwirtinnen und Landwirte sind noch nicht besonders aktiv in den sozialen Medien. Sich neben der täglichen Arbeit im Betrieb auch noch in die schnelllebigen Sozialen Netzwerke zu begeben, ist sicher schwierig. Andererseits: In den Sozialen Netzwerken wird oft Stimmung gemacht – auch zu landwirtschaftlichen Themen. Überlassen Sie das Feld nicht den anderen, mischen Sie sich ein, beziehen Sie Stellung. Das geht in den Sozialen Medien meist ganz schnell – mit ein wenig Übung.
10. Ihr Umfeld auf Veränderungen vorbereiten
Nichts entsteht schneller als Gerüchte. Daher ist es wichtig, dass Sie Ihre Mitbürger zum Beispiel schon vor Beginn eines Stallbaus informieren. Das kann bei einem Informationsabend geschehen. Auf einem Info-Flyer können Sie Skizzen des Stalls zeigen und Hintergründe erläutern, wie die Anzahl der Tiere oder implementierte Umweltschutzaspekte. Zudem können Sie auch über Ihre Homepage über geplante Veränderungen (detailliert) informieren. So können Sie grundlosen Befürchtungen bei Ihren Mitbürgern von Anfang an entgegenwirken. Wenn der Bau dann genehmigt ist, sollten Sie die Dorfgemeinschaft regelmäßig über den Fortschritt informieren, zum Beispiel Baufortschritte auf der Hof-Webseite darstellen oder die Anwohner zum Richtfest einladen. Das schafft positive Emotionen und Verbundenheit zum Projekt.
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