Der Umgang mit Fläche: Ein Rückblick auf unsere Veranstaltungstrilogie LAND.NUTZUNG.WANDEL.

von Marieke Behrens

Land ist nicht wie jedes andere Gut und der Bodenmarkt funktioniert nicht wie andere Märkte. Denn: Fläche ist endlich. Sie wächst nicht nach und kann nicht produziert werden – und sie geht uns alle was an. In den letzten Jahrzehnten ist dieses wertvolle Gut zwar theoretisch nicht weniger geworden, aber praktisch schon. Denn unsere Bevölkerung wächst und mit ihr der Anspruch auf Fläche. Wohnen, Verkehr, Nahrungsmittelproduktion, erneuerbare Energien, sie alle benötigen mehr Platz. In der Veranstaltungstrilogie LAND.NUTZUNG.WANDEL. sind wir den Ursachen und Konsequenzen auf den Grund gegangen.
Von links: Rainer Langosch (AHA, Moderation), Felicitas Sommer (Universität Halle), Andreas Tietz (Thünen Institut), Barbara Ral (ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz), Manfred Weiner (Bürgermeister aus Ottenstein), Fabian Wendenburg (Familienbetriebe Land & Forst)
Von links: Rainer Langosch (AHA, Moderation), Felicitas Sommer (Universität Halle), Andreas Tietz (Thünen Institut), Barbara Ral (ev. Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz), Manfred Weiner (Bürgermeister aus Ottenstein), Fabian Wendenburg (Familienbetriebe Land & Forst)

Landnutzungswandel, das Thema ist vor dem Hintergrund steigender Bevölkerungszahlen, zu erwartender Hungerskrisen und der Energiewende aktueller denn je. Die daraus resultierenden Konflikte spürt man auch in Deutschland, wenn Bayern an seinem 1000m Abstand zu Windrädern eisern festhält, Landwirtinnen und Landwirte aufgrund exorbitant hoher Kaufpreise für schwindende Fläche auf die Straße gehen und sich langjährige Konflikte um die Wiedervernässung der Moore drehen.

Fläche wird zunehmend rar. Das macht Land zu einem beliebten Investitionsgut. Wie sich die Eigentumsstrukturen auf dem Bodenmarkt verändert haben, hat uns Andreas Tietz vom Thünen Institut in unserer ersten Veranstaltung LAND eindrücklich dargestellt. Wir sprachen mit unseren Diskutantinnen und Diskutanten daher auch über die Pflichten und Verantwortung, die Land, in Besitz immer weniger Hände, mit sich bringt und ob sich die Eigentümer:innen dem so bewusst sind. Nicht alle waren sich einig, dass Privateigentum der richtige Weg ist, um eine nachhaltige Landnutzung zu fördern. Insbesondere deshalb, da wir viel zu wenig über Eigentumsstrukturen wissen. „Über Eigentum spricht man nicht“ könnte man wohl sagen. Denn das für seine Bürokratie bekannte Deutschland pflegt keine Statistiken über die Eigentumsverteilung und die Grundbücher bleiben für die allermeisten Augen verschlossen. Das wirft die Frage auf, ob der Gesetzgeber überhaupt handlungsfähig sein kann und die Verpflichtungen und Schranken des Eigentums zum Wohle der Allgemeinheit definieren kann.

Von links: Rainer Langosch (AHA, Moderation), Nicole Berka (Bürgermeisterin in Neunkirchen-Seelscheid), Erik Jordt (Nds. Langesellschaften mbH), Marianna Roscher (Deutscher Städte- und Gemeindebund), Christoph Heinrich (WWF Deutschland), Juliane Vees (Energiehof Weitenau, BW)
Von links: Rainer Langosch (AHA, Moderation), Nicole Berka (Bürgermeisterin in Neunkirchen-Seelscheid), Erik Jordt (Nds. Langesellschaften mbH), Marianna Roscher (Deutscher Städte- und Gemeindebund), Christoph Heinrich (WWF Deutschland), Juliane Vees (Energiehof Weitenau, BW)

In der zweiten Veranstaltung sprachen wir über die NUTZUNG. In Deutschland breitet sich insbesondere der Siedlungs- und Verkehrssektor seit Jahrzehnten auf Kosten landwirtschaftlicher Fläche aus. Flächenverbrauch nennt man das. Das Ziel, bis 2020 nur 30 Hektar pro Tag zu verbrauchen, welches sich die Bundesregierung sich 2002 im Rahmen der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie gesetzt hat, haben wir grandios verfehlt. Neues Ziel: weniger als 30 Hektar bis 2030 oder sogar die Flächenkreislaufwirtschaft, also die Netto-Null, bis 2050. Doch neue Konkurrentinnen und Konkurenten, die in den vergangenen Jahren verstärkt Fläche beanspruchen, sind der Umweltschutz und die Produktion erneuerbarer Energien. Wir haben die anwesenden Vertreter:innen der Nutzungssektoren gefragt, wer denn nun letztlich schuld an dem Flächenverbrauch ist. Ist es der Häuslebauer? Natürlich ist es komplexer als das und jeder Bereich hat seinen Teil dazu beizutragen. Steuern kann die intelligente Nutzung allerdings vor allem die Regional- und Landesplanung. Es fiel der Begriff „Renaissance der Regionalplanung“. Mit dem übergeordneten Blick wäre es möglich, zu schauen, welche Nutzung wo sinnvoll ist, so die Anwesenden. So könnte sich auch das 2% Ziel der Windenergie schnell lösen lassen, meint Christoph Heinrich vom WWF. Deutschland ist also relativ gut aufgestellt, was Planungsinstrumente angeht. Doch leider werden diese viel zu wenig und vor allem zu langsam angewendet, da waren sich die Teilnehmenden einig. Braucht es also die Krise, damit wir uns bewegen?

Von links: Rainer Langosch (AHA, Moderation), Alexa Torres Boggio (Fraunhofer ISE), Jörg Finkbeiner (Dachfarm Berlin), Felicitas Sommer (Universität Halle), Detlef Grimski (Umweltbundesamt)
Von links: Rainer Langosch (AHA, Moderation), Alexa Torres Boggio (Fraunhofer ISE), Jörg Finkbeiner (Dachfarm Berlin), Felicitas Sommer (Universität Halle), Detlef Grimski (Umweltbundesamt)

Dass es oft am Willen hapert, wurde auch im letzten Teil unserer Veranstaltungstrilogie deutlich, als wir über den WANDEL sprachen. Dieser letzte Teil diente dem kreativen und freien „Brainstorming“. Vier innovative und kreative Konzepte wurden uns präsentiert – Agri-PV, Dachfarmen, Flächenzertifikate und verhandelbare Eigentumsverhältnisse – deren Anwendung z. T. seit 40 Jahren noch in der Pilotierung steckt. Wir haben die Referentinnen und Referenten nach dem Grund gefragt. Die Antwort: Das Vorhandensein der technischen Innovation bedeutet nicht, dass sie automatisch auch umgesetzt wird. Es bedarf auch der sozialen Innovation, d. h. des Willens der Gesellschaft und Politik, die richtigen Weichen zu stellen. Daran wird auch der Zusammenhang zwischen Eigentum und Nutzung deutlich, denn nur wem Fläche gehört, kann entscheiden, was mit ihr passiert. Letztlich ist es nicht die eine Innovation, sondern ein Mix aus vielen, die sich, wie am Beispiel der Dachfarmen erkennbar, sowohl auf dem Land als auch in der Stadt realisieren lassen.

Es ist und bleibt ein hoch komplexes Thema. Erwartungen, Konflikte wie auch Lösungen lassen sich nicht getrennt voneinander betrachten. Letztlich müssen wir in den Dialog miteinander treten, unsere Horizonte erweitern und innovative Nutzungskonzepte zulassen. Mit dieser Veranstaltungstrilogie wollten wir unseren Beitrag leisten.

Sie haben die Trilogie verpasst? Kein Problem! Auf unserem YouTube-Kanal können Sie sich die Aufnahmen jederzeit anschauen.

Die Autorin

Marieke Behrens

Programme Manager international

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