Das Netzwerk junger Bäuerinnen und Bauern in Togo, ökologische Landwirtschaft und was Heidelberger Zement damit zu tun hat

Dalélés Mutter sitzt in einem großen Maisfeld unter einem Baum. Sie hat afrikanische Tücher vor sich, in denen Blattgemüse mit dem Namen Adémé gesammelt wird. Geerntet wird das Gemüse von Frauen und ihren Kindern. Sie liefern in kleinen Körben ihre Ernte bei Dalélés Mutter ab. Sie bündelt, im wahrsten Sinne des Wortes, die Blätter in ihren bedruckten Tüchern und knotet sie zusammen. Später am Abend wird sie diese zum Nachtmarkt bringen. Dort kommen Händler vorwiegend aus Lomé, zwei Fahrstunden entfernt, um das begehrte Blattgemüse am nächsten Tag auf den Märkten der Hauptstadt Lomé zu verkaufen...
Ernte Adémé
Ernte Adémé

Dass der Mais selbst in der Trockenzeit mit kräftigen Stängeln, an denen meistens zwei Kolben stehen, wächst, hat die Kooperative dem Zementwerk in unmittelbarer Nachbarschaft des Feldes zu verdanken. Das Zementwerk gehört übrigens zum Konzern Heidelberger Zement. Globalisierung allenthalben. Der Abbau des Kalksteins erfolgt im Tagebau. Aus einem riesigen Loch wird das Rohmaterial abgebaut. Der Standort ist unweit des großen Grenzflusses Mono, der die Grenze von Togo zu Benin bildet. Das Grundwasser muss abgepumpt werden, um fortlaufend an Kalkstein zu kommen. Die umliegenden Flächen können damit bewässert werden und sind somit bis zu dreimal im Jahr nutzbar. Die Kooperative baut auf 3 ha Mais an. Dalélé ist im Vorstand der Kooperative die Sekretärin. Die gleiche Funktion nimmt sie auch im Netzwerk der Togolesischen Jungbauern und Jungbäuerinnen REJEPPAT (übersetzt: Netzwerk junger professioneller landwirtschaftlicher Erzeuger:innen in Togo) – in der Region Maritime ein.

Der Jungbauernverband besteht aus einer nationalen sowie fünf regionalen Organisationen. Die AHA sieht vor, mit REJEPPAT im Rahmen des Programmes StäBo – Stärkung bäuerlicher Bauernorganisationen – zusammenzuarbeiten, um die Zusammenarbeit und Förderung mit dem Jungbauernverband Togos zu gestalten. Das Projekt wird finanziell vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unterstützt.

Ernte Adémé

In unserer zweiten Mission wollen wir die Aktivitäten, die Organisation der fünf Regionen und vor allem die Verantwortlichen näher kennenlernen. Dazu haben wir uns in jeder der fünf Regionen für einen Feldtag verabredet. Dalélé hat uns dazu auf das Maisfeld geführt. Auf unsere Frage, was hat denn nun das Sammeln und Verkaufen von Adémé, dem Blattgemüse, mit der Arbeit des Netzwerkes der jungen Bäuerinnen und Bauern zu tun? Ist die Antwort so einfach wie kompliziert: Wir wollen die Ernte und den Verkauf „professionalisieren“. Seit gut zehn Jahren hat sich der Begriff der Professionalisierung in der Landwirtschaft und der ländlichen Entwicklung festgesetzt. Sehr häufig verbunden mit der Förderung von jungen Bäuerinnen und jungen Bauern. Dahinter steht die Erkenntnis, dass in allen afrikanischen Ländern der Anteil der jungen Bevölkerung überproportional groß ist. Dieser Anteil steht im krassen Gegensatz zu den traditionellen Entscheidungsstrukturen und Personen, die für das Entwickeln und die Durchsetzung von Politiken verantwortlich sind. Ein anderer Aspekt, der eine Rolle spielt, ist die Tatsache, dass die Landwirtschaft in Togo bis heute fast vollständig auf der Bodenbearbeitung und Pflege mit der Hacke basiert. Mechanisierung, auch in der einfachen Form der Ochsenanspannung, hat sich von ganz wenigen Ausnahmen im Norden des Landes abgesehen nicht entwickelt und schon gar nicht durchgesetzt. Ganz zu schweigen von einer Mechanisierung mit Traktoren und entsprechend schlagkräftigen Geräten. Logischerweise gilt ein zweiter Ansatz, der unter dem Dach des regionalen Netzwerkes der jungen Bäuerinnen und Bauern umgesetzt wird, der Mechanisierung. Sallah, ein weiteres aktives Mitglied des regionalen Verbandes von REJEPPAT setzt sich dafür ein, angepasste, replizierbare, wieder beschaffbare und mit einer gesicherten Ersatzteilversorgung versehene Traktoren zum Einsatz zu bringen. Die ersten Erfahrungen der Mechanisierung waren enttäuschend und bitter für alle Beteiligten. Traktoren aus afrikanischer Produktion, wenn sie überhaupt zum Laufen kamen, sind nach kurzer Zeit mit Defekten ausgefallen. Ersatzteile gab es nicht. Mechaniker, selbst wenn es sie gäbe, die die Reparatur ausführen könnten, haben keine Mittel.

In diesem Kontext gewinnt die Logik des Jungbauernverbandes Gestalt und Gewicht. Dass der Verband REJEPPAT sich die Förderung einer nachhaltigen, ökologischen Landwirtschaft auf die Fahnen geschrieben hat, ist so richtig wie zukunftsorientiert. Sie nutzt die Ressourcen des Landes und soll den vielen jungen Menschen auf dem Lande eine Perspektive bieten.

Autor: AHA-Trainer Peter Keller

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