Entwicklungsreisen von Organisationen im Agrarsektor – Beobachtungen in Südostafrika und Erkenntnisse

von Horst Haller

Ein altes Gärtnersprichwort sagt: „Vom Ziehen wächst das Gras nicht schneller“. In der Andreas Hermes Akademie hat man sich daran konsequent gehalten und ressourcenbildende Konzepte, Werkzeuge und Trainings entwickelt, die diesem Gedanken Rechnung tragen. National und international werden den Weiterbil­dungsinteressierten deshalb Angebote gemacht, die diese zur eigenen Weiterent­wicklung nutzen können. Ressourcen stehen also zur Verfügung - Zum Wachstum braucht es allerdings noch Katalysatoren und Fermenter, die dem Ganzen den Ent­wicklungsschwung verleihen.
AHA Trainer Horst Haller mit lokalen Trainern

Für uns Persönlichkeits- und Organisationsentwickler wird mit Blick auf die Fermenter deutlich, dass neben anderem, Lernfähigkeit und Lernwille, Abstrakti­onskompetenz, d.h. denken in größeren Zusammenhängen, Adaptions- und Transformationskompetenz, Kreativität und die unternehmerische Haltung (im wortwörtlichen Sinne und keineswegs nur ökonomisch) einflussstarke Katalysato­ren sind. Interessanterweise, aber nicht verwunderlich, sind diese zutiefst mensch­lichen Fermenter selbst auch entwicklungsfähig. Gepflegt und gefördert können sie zu einem gesunden, starken und nachhaltigen Wachstum der Individuen und Or­ganisationen entscheidend beitragen bzw. dies im Umkehrschluss auch behindern.

In meiner unterstützenden Arbeit und Beratung im afrikanischen Kontext konnte ich nun Beobachtungen machen, die m.E. bemerkenswert sind, und aus denen wir auch für unsere Situation in Deutschland und Europa durchaus lernen können. Wir haben Klein- und Kleinstorganisationen im ländlichen Raum besucht und Ein­blicke bekommen. Überall dort, wo die Haltung, etwas zu unternehmen und zu gestalten, Platz hat und dieser Raum aktiv genutzt wird, setzt Prosperität zum Nutzen aller Betroffenen und Beteiligten ein. Sie besitzt das Potenzial, sich dyna­misch zu entfalten. Eine Dynamik, die sich auf die eigenen Kompetenzen gründet. Eine Dynamik, die sich als die „Hefe für Entwicklung“ zeigt. Diese Haltung schafft als Kern Erfolge und breite Zuversicht. Sie wird zum Zünder und Inkubator neuer Ideen. Sie ist gleichzeitig Wachstumsmotor für einzelnen Frauen und Männer und für deren je­weilige Organisation insgesamt. Andere, Außenstehende erkennen dies. Sie zeigen sich bereit für eigenes, manchmal freudiges Engagement. Sie springen gerne auf den fahrenden „Erfolgszug“ auf.

Wir haben größere und große Organisationen besucht und haben Unterschiede be­merkt: Dort, wo das Saatkorn „KnowWhat“ und „KnowHow“ und die Fermenter des „Groß­denkens und Infrage Stellens“, verbunden mit großer Eigeninitiative und dem Wil­len, von anderen zu lernen, lebendig sind, entsteht Raum für Dynamik und Gestal­tung.

Dort, wo die Saatkörner zwar vorhanden sind, die genannten Fermenter jedoch schwach ausgeprägt sind und womöglich durch das Denken in ausgeprägten tra­ditionellen Mustern blockiert werden, hat das individuelle und das organisatorische Wachstum einen schweren Stand. Nach der Devise, die wir auch im Deutschen kennen, „da hat schon mein Großvater langsam g´macht“, wird nicht überprüft, ob der nur langsam g´macht hat, weil er nicht beschleunigen und nicht bremsen konnte.

AHA Trainer Horst Haller mit lokalen Trainern

Was bedeuten diese Beobachtungen nun für unsere Arbeit im internationalen Kon­text? Die Medaille, die wir als (systemische) Berater:innen in Händen halten, hat wie immer 2 Seiten.

Auf der einen Seite, die genauso attraktiv ist wie die andere, gilt es, das Saatkorn „KnowWhat“ und „KnowHow“ auszubringen und es zu verbinden mit dem Fermen­ter des unternehmerischen Handelns. Wir müssen alles dazu beitragen, dass in all den Organisationen, für die wir uns engagieren, der Geist der eigenen Handlungs­stärke und der Spaß am Gestalten wächst und gedeiht.

Auf der anderen Seite der Medaille gilt es dazu beizutragen, dass diese „Role Mo­dels“ nicht nur als „beneidenswerte Benchmarks“ gefeiert und gepriesen werden, getreu dem Modell der „Mitarbeiter:in des Monats“. Diese „Role Models“ sind bereits Expertinnen und Experten ihres „KnowWhat“ und „KnowHow“. Unser Beitrag als Entwickler und Be­rater kann nur darin liegen, gemeinsam mit unseren Partnern vor Ort Multiplikati­ons- bzw. Expansionsmodelle zu entwerfen und auf diesem Weg „Saatgutvermeh­rung“ zu betreiben.

Diese Art der „Saatgutvermehrung“ braucht allerdings als Nährboden die lokale bzw. regionale kulturelle Kompetenz. Ich bin heute mehr denn je davon überzeugt, dass wir in unserer Arbeit wirklich erfolgreich werden können, wenn wir diese Kompetenz in kongenialen Kolleginnen und Kollegen finden, lust- und spaßvoll mit ihnen zusammenarbeiten und uns gegenseitig inspirieren. Mit der unersetzlichen eigenen Empathie werden wir leider nur den Teilerfolg feiern dürfen. Denn: Wie zu Hause so auch international werden Berater:innen, Trainer:innen oder Coaches nie Teil des Systems. Sie bleiben unabhängig von ihren eigenen Befindlichkeiten und ihrer Anschlussfähigkeit immer außen vor.

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