Die Kraft des Nein-Sagens

von Bärbel Reinmuth

N E I N – vier einfache Buchstaben und oft nicht einfach, sie auszusprechen!
Wie schnell bringen wir uns selbst in Situationen, die wir, wenn wir ehrlich mit uns sind, so nicht wollen. Ja-Sagen ist einfach. Nein-Sagen hingegen kostet Mut und Energie und stößt bei meinem Gegenüber möglicherweise auf Widerstand und Unverständnis.

Darf man Nein sagen?

Da taucht gleich die Frage auf: Warum fällt uns das Nein-Sagen so schwer? Wir fürchten uns vor Ablehnung, Konflikten oder dem Gefühl unhöflich zu sein. Es schwingt die Angst mit, nicht mehr gemocht oder ausgeschlossen zu werden. Darüber hinaus haben wir gelernt, hilfsbereit zu sein und nicht zu widersprechen.
Es ist die Bandbreite aus übernommenen gesellschaftlichen Normen, unserer Erziehung und unseren Erfahrungen, die das eigene Handeln –
oft auch unbewusst – bestimmen. Und hier gilt es gegenzusteuern.
Was bedeutet Nein-Sagen? Darf ich Nein-Sagen? Kann ich Nein-Sagen? Und wie sage ich Nein?

Ja, ich darf Nein-Sagen. Ja, Nein-Sagen ist wichtig. Ja, Nein-Sagen lässt sich üben. Wer ständig und viel Ja sagt, stellt die eigenen Bedürfnisse stark zurück. Dies kann dazu führen, dass wir unzufrieden und gestresst sind. Eigene Wünsche und Pläne, Tätigkeiten und Projekte kommen zu kurz. Frust und Unzufriedenheit nehmen dann oft zu. Möglicherweise bekommen dann nahestehende Personen diesen Frust ab. Oder er staut sich in mir auf und nagt an meiner Gesundheit.
Daher ist es wichtig die eigenen Grenzen zu erkennen und rechtzeitig ein ehrliches Nein auszusprechen. Möchte ich nicht auch, dass mein Gegenüber zu mir ehrlich ist?

Und hier einige Tipps zum Nein-Sagen:

  • Im Alltag das Nein-Sagen an kleinen Dingen üben.
    Beispiel:
    Einkauf: „Darf es etwas mehr sein?“ – „Nein, das geht nicht“.
    Bekannte: „Kannst Du mir einen kleinen Gefallen tun?“ – „Nein, tut mir leid.“
    Hier gilt es bewusst und klar Nein-Sagen zu üben und der Situation standzuhalten. Und es gilt, sie auszuhalten, denn mein Gegenüber wird über mein neues Verhalten erst einmal sehr überrascht sein.
  • Der Ton macht die Musik.
    Das Nein sollte freundlich formuliert sein. Denn es geht nicht darum den anderen zu verletzen, sondern zu vermitteln, dass ich die Bitte leider nicht erfüllen kann.
  • Weichmacher vermeiden.
    Beim Nein-Sagen verzichte ich auf Wörter wie eigentlich, vielleicht, im Prinzip etc. Diese Wörter schwächen die Glaubwürdigkeit meiner Aussage. Mein Gegenüber wird sonst nachfassen und mit mir verhandeln wollen.
    Beispiel:
    Statt „Nein, eigentlich habe ich keine Zeit“ sagen „Nein, es ist leider nicht möglich“
  • Innerliche Klarheit.
    Ein positives, klares und stärkendes Mindset unterstreicht meine Aussage und gibt mir Sicherheit.
    Beispiel für stärkende Gedanken:
    „Ich darf Nein-Sagen“
    „Wenn ich Nein sage, achte ich auf mich und was ich tatsächlich leisten kann“ – „Grenzen setzen ist notwendig“
  • Gewappnet sein.
    Oft bewährt es sich, einen festen Satz parat zu haben. Mit dieser Methode baue ich dem „Überrumpelungseffekt“ vor. Statt unüberlegt Ja zu sagen, habe ich mir einen Satz zurechtgelegt, der in vielen Situationen passt und ein klares Nein signalisiert.
    Beispiel: „Ich würde gerne, aber ich kann nicht.“
    Manchmal hilft es sich etwas Zeit einzuräumen, um nicht aus dem Affekt zuzustimmen.
    Beispiel: „Ich kläre es ab und gebe Dir bis heute Abend (Beispiel) Bescheid“.
"Seminaralltag in der KI-Welt", KI-generiertes Bild
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Von der Theorie zur Praxis

In unseren Trainings beschäftigen wir uns tiefergehend mit dem Nein-Sagen – es gibt tatsächlich bis zu 10 verschiedene Arten. Und: Wir trainieren, wie wir sie anwenden und wie wir rechtzeitig unsere eigenen Grenzen erkennen können. Denn erst wenn es mir gut geht und ich auch für mich sorge, kann ich für andere da sein, ohne dabei auszubrennen.
Für mich ist es wirklich schön zu sehen, wie bereits während der gesamten Seminarzeit das Nein-Sagen mal vorsichtig, mal augenzwinkernd – mal stolz – von den Teilnehmenden angewendet wird.

Tools, die zur Veränderung beitragen

Sehr wertvoll ist in diesem Zusammenhang die Arbeit mit den sogenannten „Inneren Antreibern“. Mit ihrer Hilfe unterstützen wir unsere Teilnehmer:innen dabei, unbewusste Regeln und Glaubenssätze zu erkennen – also genau die inneren Stimmen, die unser Verhalten beeinflussen und uns oft davon abhalten, Nein zu sagen.Wenn jemand zum Beispiel merkt, dass ihn der Antreiber „Sei immer verfügbar“ oder „Mach es allen recht“ antreibt, wird schnell klar, warum das Nein-Sagen so schwerfällt. Sobald unsere Teilnehmer:innen ihre eigenen Verhaltensmuster besser verstehen und sensibel dafür werden, in welchen Situationen sie auf diese inneren Antreiber „hören“, können wir gemeinsam einen nächsten Schritt gehen: Wir laden sie ein, ihre bisherigen Glaubenssätze zu hinterfragen. Was passiert eigentlich, wenn ich dem inneren Antreiber mal nicht folge? Was wäre schlimmstenfalls die Konsequenz – und welche neuen Chancen tun sich vielleicht für mich auf? Am Training arbeiten wir dann ganz konkret an Alternativen. Zum Beispiel, wie ich selbstbewusst und klar meine eigenen Bedürfnisse und Grenzen benenne. Und genau das stärkt nicht nur das Selbstwertgefühl, sondern entfaltet auch die Kraft des Nein-Sagens.

Wenn auch du Ja zum Nein-Sagen möchtest, gibt’s hier mehr Informationen.

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