Eine App als Highlight
Von besonderer Bedeutung ist die Entwicklung der Smart Village App durch das lokale Unternehmen Smart Village Solutions. Das Besondere: Sie ist „open source“ organisiert und ermöglicht eine Reihe verschiedener Funktionen wie z.B. einem Veranstaltungskalender, Zugang zu journalistischen, lokalen Inhalten verschiedener Medien, oder Informationen zu Sehenswürdigkeiten und Restaurants. Ein großer Teil der Bevölkerung und Touristen verwendet die App bereits, demnächst steht die Übertragung der App in bisher 10 andere brandenburgische Gemeinden an und auch die Erledigung von Verwaltungsdienstleistungen soll zeitnah in die App integriert werden.
Vernetzung – Vernetzung – Vernetzung
Die durch das Projekt Coconat ausgelösten Effekte in der Region wurden auf prominenter Ebene wahrgenommen. Das Projekt schaffte es bis in die internationale Presse wie der New York Times, Le Monde und El Commercial. Preise wie der Deutschen Tourismuspreis 2019 wurden abgeräumt und die Wirtschaftsförderungen anderer Regionen begannen sich zu interessieren.
Der Report 20/2020 “Aufsteigerregionen in Deutschland” des Instituts der deutschen Wirtschaft stellt fest: „Die Aufsteigerregion im letzten Jahrzehnt war die Raumordnungsregion Havelland-Fläming im westlichen Brandenburg. Neben der absolut höchsten Bewertung zeichnet sich die Region dadurch aus, dass sie bei allen sieben Standortindikatoren positiv aufgefallen ist.“ Die Vorreiterrolle dieser Region für Deutschland insgesamt wird also nicht übersehen.
Auch der Forschungswelt entgehen diese Projekte und deren Wirkung nicht. So fand die von Neuland21 und dem Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung publizierte ´Studie Urbane Dörfer – Wie digitales Arbeiten Städter aufs Land bringen kann` große Beachtung in der Deutschen Presse und im November veröffentlichte die Genossenschaft Coworkland gemeinsam mit der Bertelsmann Stiftung eine umfassende Studie zum Thema Coworking im ländlichen Raum. Unser Tipp: Ein Reinlesen lohnt sich!
Herausforderungen bleiben dennoch
Das Netzwerk der Akteure und Initiativen rund um Coconat sehen die momentanen Herausforderungen insbesondere in den Bereichen Wohnen und Mobilität. Erreichbarkeit – digital wie analog – ist die große Voraussetzung und Herausforderung gleichermaßen, wenn es darum geht, noch mehr Orte für diese Arbeits- und Lebensformen zu begeistern. Das klassische Einfamilienhaus hat ausgedient und weicht innovativen Konzepten wie dem Kodorf, Coco Cabañas, Wohnprojekt Fläming, Hof Prädikow oder Heilort. Luft nach oben? Reichlich vorhanden. Barrieren sind wie so oft große bürokratische Aufwendungen z.B. im Kontext einer Revitalisierung der Ortskerne. Flächenumnutzung, ein neues Flächenmanagement und letztendlich auch der Denkmalschutz bieten oftmals (noch) keinen Raum für Expansion.
Eine weitere Herausforderung ist der Zugang ländlicher Gründer zu Kapital. Klassischen Investoren erscheinen die Projekte zu wenig gewinnorientiert. Lokale Banken und Sparkassen tun sich schwer, dieses neue Finanzierungsterrain zu betreten. Unterstützer für ungewöhnliche Ideen, oder neue Wege der Revitalisierung ländlicher Räume sind sehr rar. Kulturwandel beginnt wie immer auch hier im Kopf.
Aber ohne Optimismus geht es nicht
Der Bedürfnisse verändern sich, die Möglichkeiten der Umsetzung explodieren und das Konzept Coworking hat sogar in der Politik ihren Platz gefunden. Die Überzeugung, dass Coworkingstandorte als strukturfördernde Elemente in den ländlichen Räumen wichtige impulsgebende Beiträge für die Gesamtregion liefern können, ist längst bewiesen. Wo sie entstehen, entwickelt sich ein offenes und vielfältiges Gemeinschaftsleben, in dem jede*r ihren / seinen individuellen und kollektiven Visionen nachgehen kann, egal in welchem Bereich. Das Ziel ist ein inklusives und inspirierendes Umfeld für alle Menschen – auch über den eigenen Standort hinaus. Schauen Sie doch mal rein bei Coconat & Co und überzeugen Sie sich.
Von Marika Puskeppeleit und Janosch Dietrich.