Als er dann 2021 verstarb, lag die gesamte Verantwortung plötzlich bei mir. Wir waren zu dieser Zeit stark auf den Export nach Kenia und Sambia ausgerichtet. Das war kostspielig und uns fehlten mittlerweile die finanziellen Möglichkeiten, diese Märkte weiterhin zu bedienen.
So bestanden zwei Herausforderungen für mich:
1. Zuverlässige Marktversorgung sicherstellen
2. Finanzkraft zurückgewinnen
Wir begannen wieder selbst anzubauen und reduzierten die Zahl der Kleinbauern, mit denen wir zusammenarbeiten. Das brachte Kontinuität in der Belieferung unserer Kunden.
Aufgrund unserer landwirtschaftlichen Produktion und des Engagements in der Region wurde ich kurz darauf als Mitglied des Landwirtschaftsrats von Tansania (ACT) benannt, und bekam die Möglichkeit am Young Leader Inkubation Programm (YLIP) der Andreas Hermes Akademie teilzunehmen.
Im Rückblick genau zum richtigen Zeitpunkt.
Ich hatte Probleme das Unternehmen wieder ans Laufen zu bekommen und wusste ehrlich gesagt weder, wie ich die richtigen Geschäftspartner:innen finde, noch, wie ich die schwierigen Entscheidungen angehe.
Im YLIP lernte ich dann vor allem eins: mich selbst und mein Potenzial besser kennen.
Welche Stärken habe ich? Wo liegen meine Grenzen?
Aber vor allem: Wie treffe ich klare Entscheidungen und stehe selbstbewusst dafür ein?
Dieses neue Selbstverständnis als Agripreneur (Agrarunternehmer) hat mein Denken und Handeln verändert. Für mich war das der AHA-Moment: Die Erkenntnis, dass echte Führungsstärke mit dem eigenen Selbst-Bewusstsein beginnt. Ein starkes Mindset ist mein Fundament für Erfolg.
Mittlerweile haben wir das Unternehmen wieder im Griff, können unsere Kunden sicher beliefern und die Krise abwenden.
Wie hat Dich das YLIP Programm weitergebracht, wovon profitierst Du heute noch?
Ein großer Gewinn war für mich die Community-Komponente. Über das Programm habe ich Menschen aus vielen unterschiedlichen Ländern Afrikas und darüber hinaus kennengelernt. Heute profitiere ich davon, weil ich genau weiß, wie ich respektvoll auf Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zugehe, um langfristige Kooperationen aufzubauen.
Und noch ein Punkt kommt mir da in den Sinn. Durch das YLIP habe ich verstanden, wie wichtig Mentorship ist. Es ist eine große Unterstützung einen Ansprechpartner zu haben, der viele Schritte schon gegangen ist – die bei mir noch anstehen. Da kann ich viele Impulse für mich und unseren Familienbetrieb mitnehmen. Gleichzeitig versuche ich diese Rolle inzwischen auch für andere einzunehmen. Nach dem YLIP habe ich deshalb ein Mentorenprogramm für junge Landwirtinnen und Landwirte gegründet. Aktuell begleiten wir damit rund 50 Nachwuchsfarmer:innen aktiv auf ihrem Weg und bieten eine Plattform für gemeinsamen Erfahrungsaustausch.