Leadership made in Tansania – Mit Selbst-Bewusstsein aus der Krise

von Felix Schlichte

Im freien Fall die Richtung zu ändern, das gelingt nicht vielen Unternehmer:innen. Sospeter Mtenda hat es geschafft. Der Agrarhandel seiner Familie steckte in einer schweren Krise, als er ihn übernahm. Sospeter musste sich schnell als Unternehmer beweisen und harte Entscheidungen treffen. „Echte Führungsstärke beginnt mit eigenem Selbst-Bewusstsein“, sagt er heute. Als Teilnehmer im Young Leader Inkubation Programm hat er sich selbst besser kennengelernt, neues Selbstvertrauen und die Bereitschaft entwickelt, Verantwortung zu übernehmen – für sich und seine Community.

Sospeter Mtenda in der Reislagerhalle der Mtenda Kyela Rice Supply
Sospeter Mtenda in der Reislagerhalle der Mtenda Kyela Rice Supply

Was ist Deine AHA Erfolgsstory?

Ich bin aufgewachsen in einem Familienunternehmen, das 1997 von meinem Vater im Süden Tansanias gegründet wurde. Die Mtenda Kyela Rice Supply ist ein Agrarhandel, der von Kleinbauern aus den umliegenden Distrikten mit Reis und Mais beliefert wird und diesen national und international vermarktet. Dazu übernehmen wir auch Vermittlungsdienste für unsere Lieferanten und stellen Kontakt zu Finanzinstituten und Düngerlieferanten her – Brückenbauer im Agribusiness unserer Region sozusagen. Nachdem ich meinen Bachelor in „Procurement and Logistics Management“ am Institut für Rechnungswesen in Arusha abgeschlossen hatte, übernahm ich 2018 erste Geschäftsbereiche des Familienbetriebs.
Schnell wurde mir klar: Das Unternehmen steckte in der Krise. Unsere Umsätze sanken, Kredite und vor allem die Zinsen stiegen unaufhaltsam.
Mein Vater wurde, über Jahre hinweg, von einzelnen Mitarbeitern hintergangen. Er sprach nur wenig Englisch und so fiel es ihm schwer zu erkennen, welche Verträge seine Berater für ihn ausgehandelt hatten.

Sospeter Mtenda
Sospeter Mtenda

Als er dann 2021 verstarb, lag die gesamte Verantwortung plötzlich bei mir. Wir waren zu dieser Zeit stark auf den Export nach Kenia und Sambia ausgerichtet. Das war kostspielig und uns fehlten mittlerweile die finanziellen Möglichkeiten, diese Märkte weiterhin zu bedienen.

So bestanden zwei Herausforderungen für mich:
1. Zuverlässige Marktversorgung sicherstellen
2. Finanzkraft zurückgewinnen

Wir begannen wieder selbst anzubauen und reduzierten die Zahl der Kleinbauern, mit denen wir zusammenarbeiten. Das brachte Kontinuität in der Belieferung unserer Kunden.
Aufgrund unserer landwirtschaftlichen Produktion und des Engagements in der Region wurde ich kurz darauf als Mitglied des Landwirtschaftsrats von Tansania (ACT) benannt, und bekam die Möglichkeit am Young Leader Inkubation Programm (YLIP) der Andreas Hermes Akademie teilzunehmen.
Im Rückblick genau zum richtigen Zeitpunkt.

Ich hatte Probleme das Unternehmen wieder ans Laufen zu bekommen und wusste ehrlich gesagt weder, wie ich die richtigen Geschäftspartner:innen finde, noch, wie ich die schwierigen Entscheidungen angehe.
Im YLIP lernte ich dann vor allem eins: mich selbst und mein Potenzial besser kennen.
Welche Stärken habe ich? Wo liegen meine Grenzen?
Aber vor allem: Wie treffe ich klare Entscheidungen und stehe selbstbewusst dafür ein?

Dieses neue Selbstverständnis als Agripreneur (Agrarunternehmer) hat mein Denken und Handeln verändert. Für mich war das der AHA-Moment: Die Erkenntnis, dass echte Führungsstärke mit dem eigenen Selbst-Bewusstsein beginnt. Ein starkes Mindset ist mein Fundament für Erfolg.
Mittlerweile haben wir das Unternehmen wieder im Griff, können unsere Kunden sicher beliefern und die Krise abwenden.

Wie hat Dich das YLIP Programm weitergebracht, wovon profitierst Du heute noch?

Ein großer Gewinn war für mich die Community-Komponente. Über das Programm habe ich Menschen aus vielen unterschiedlichen Ländern Afrikas und darüber hinaus kennengelernt. Heute profitiere ich davon, weil ich genau weiß, wie ich respektvoll auf Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen zugehe, um langfristige Kooperationen aufzubauen.
Und noch ein Punkt kommt mir da in den Sinn. Durch das YLIP habe ich verstanden, wie wichtig Mentorship ist. Es ist eine große Unterstützung einen Ansprechpartner zu haben, der viele Schritte schon gegangen ist – die bei mir noch anstehen. Da kann ich viele Impulse für mich und unseren Familienbetrieb mitnehmen. Gleichzeitig versuche ich diese Rolle inzwischen auch für andere einzunehmen. Nach dem YLIP habe ich deshalb ein Mentorenprogramm für junge Landwirtinnen und Landwirte gegründet. Aktuell begleiten wir damit rund 50 Nachwuchsfarmer:innen aktiv auf ihrem Weg und bieten eine Plattform für gemeinsamen Erfahrungsaustausch.

Sospeter Mtenda
Sospeter Mtenda

Was war Dein Highlight im Kurs, das Dich nachhaltig begeistert hat?

Mein Highlight war ganz klar die praxisnahen Trainingseinheiten: Die Inhalte wurden anhand von Beispielen vermittelt, wir konnten Tools direkt ausprobieren und bekamen umgehend Feedback. Dazu kam das starke Gruppengefühl – man trifft Teilnehmende mit den unterschiedlichsten Backgrounds, tauscht Erfahrungen aus, lernt voneinander und zwischendurch macht man gemeinsam eine lockere Runde Sport. Dieser Mix aus Hands-on und persönlichem Austausch hat mich wirklich nachhaltig begeistert.

Wem würdest Du das YLIP empfehlen?

Allen Agripreneur:innen. Jungen landwirtschaftlichen Unternehmer:innen, die ihre Ideen und ihr Business richtig vorantreiben und ein starkes Netzwerk aufbauen wollen, aber auch bereit sind, die Zukunft ihrer Community aktiv mitzugestalten.

Möchtest du mehr über das Young Leaders Inkubation Programm (YLIP) erfahren? Hier geht’s zu mehr Infos 👉 Starke Persönlichkeiten für komplexe Agrarwelten, auch im südlichen Afrika! – Andreas Hermes Akademie

Der Autor

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