Stärkung der Klimaresilienz und Handlungsfähigkeit von bäuerlichen Organisationen im südlichen Afrika

von Christoph Bracher

Der Agrarsektor im südlichen Afrika steht vor großen Herausforderungen: Er ist bereits jetzt stark von Auswirkungen des Klimawandels betroffen und eine Vielzahl weiterer Themen strategischer Bedeutung bedürfen lokal angepasster und umsetzungsorientierter Lösungsansätze. Bäuerliche Organisationen (BOs) als mitgliedergetragene Akteure sollte hier eine Hauptrolle zukommen. Unzureichende thematische und organisatorische Kapazitäten verhindern jedoch allzu oft, dass BOs Herausforderungen (pro-)aktiv angehen können. In einem neuen Projekt mit SACAU, der Dachorganisation von 19 nationalen Bauernverbänden im südlichen Afrika, und mit Unterstützung des BMEL werden die Kapazitäten von BOs hinsichtlich Klimaresilienz, Themen strategischer Bedeutung und Organisationsentwicklung gestärkt.
Die Teilnehmenden des Steuerungsgruppentreffens (v.l.n.r.): Janina Schick (GFA), Erik Schneider (BMEL), Benito Eliasi (SACAU), Ishmael Sunga (CEO SACAU), Dr. Misheck Musokwa (SACAU), Christoph Bracher (AHA), Dr. Andreas Quiring (CEO AHA). Nicht im Bild: Leonie Lütke Drieling (BMEL).
Die Teilnehmenden des Steuerungsgruppentreffens (v.l.n.r.): Janina Schick (GFA), Erik Schneider (BMEL), Benito Eliasi (SACAU), Ishmael Sunga (CEO SACAU), Dr. Misheck Musokwa (SACAU), Christoph Bracher (AHA), Dr. Andreas Quiring (CEO AHA). Nicht im Bild: Leonie Lütke Drieling (BMEL).

Die Auswirkungen des menschgemachten Klimawandels sind im südlichen Afrika bereits heute deutlich spürbar und werden zukünftig weiter voranschreiten. Die Durchschnittstemperaturen sind gestiegen und machen Hitzewellen wahrscheinlicher. Das Einsetzen und die Dauer der saisonalen Niederschläge haben sich verändert, und Dürren wie auch Überschwemmungen treten häufiger auf. Die Landwirtschaft ist einer der Sektoren im südlichen Afrika, die am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Für die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels wird die Stärkung der sogenannten Klimaresilienz – der Widerstandsfähigkeit gegenüber Auswirkungen des Klimawandels – als besonders wichtig erachtet. BOs sind als mitgliederbasierte Organisationen dazu prädestiniert, eine aktive und führende Rolle bei der Gestaltung eines klimaresistenten Agrarsektors im südlichen Afrika zu übernehmen.

Neben dem Klimawandel steht der Agrarsektor im südlichen Afrika vor einer Vielzahl weiterer Herausforderungen, wie z. B. die Dominanz der Subsistenzwirtschaft mit sehr niedrigen Produktionsniveaus, geringe Wertschöpfung, geringe Mechanisierung, ungelöste Landfragen, unzureichende Infrastruktur oder nachteilige Handelsregelungen. Viele bäuerliche Organisationen sind jedoch derzeit nicht in der Lage, ihrer zentralen Rolle als Akteure des Wandels gerecht zu werden. Gründe dafür sind beispielsweise begrenzte organisatorische, finanzielle oder technische Kapazitäten, eine schwache Mitgliederbasis oder eine geringe Dienstleistungsorientierung.

Hier setzt ein neues Projekt der Southern African Confederation of Agricultural Unions (SACAU) an, das gemeinsam mit der AHA und finanziert durch das Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) durchgeführt wird. Über drei Jahre hinweg kommen Vertreterinnen und Vertreter von BOs in jährlich bis zu sieben virtuellen Seminaren sowie Studienreisen zusammen, um gemeinsam Herausforderungen zu identifizieren, Expertisen zu stärken und Lösungsansätze zu entwickeln. Während einige BOs im südlichen Afrika erst seit weniger als 10 Jahren existieren und noch schwach sind, bestehen andere seit über 100 Jahren und gestalten den Landwirtschaftssektor in ihren jeweiligen Ländern erfolgreich mit. Entsprechend reich ist der vorhandene Erfahrungsschatz, wie eine BO im lokalen Kontext nachhaltig und wirkungsvoll organisiert werden kann. Diese Erfahrungen sollen untereinander geteilt werden, um BOs in ihrer Rolle zu stärken. Das Thema Klimaresilienz ist jedoch für alle BOs relativ neu. Durch den Aufbau einer regionalen „Community of Practice on Climate Resilience“ soll daher eine Plattform geschaffen werden, in deren Rahmen Vertreterinnen und Vertreter von BOs und Akteure aus der Forschung und Wirtschaft gemeinsam Lösungsansätze entwickeln, um die Klimaresilienz der Bäuerinnen und Bauern im südlichen Afrika zu stärken. Der Mitgliederorientierung kommt dabei eine herausgehobene Bedeutung zu, denn nur durch die starke Orientierung an den wirklichen Bedarfen der Bäuerinnen und Bauern wird deren Bereitschaft erhöht, die entwickelten Dienstleistungen auch anzunehmen und idealerweise auch die BOs für deren Bereitstellung zu bezahlen. Dies wiederum stärkt die finanzielle Nachhaltigkeit der BOs und erlaubt ihnen, sich unabhängiger von Geldgebern zu machen und stärker für die Bedarfe ihrer Mitglieder – den Bäuerinnen und Bauern – einzutreten.

In den Austauschen soll auch Vertreterinnen und Vertretern aus deutschen BOs, Forschungs- und Technologiezentren eine bedeutende Rolle zukommen. Trotz unterschiedlichen Rahmenbedingungen steht auch die deutsche Landwirtschaft vor großen Herausforderungen was die Klimaresilienz wie auch weitere strategische Themen angeht, wie beispielsweise Digitalisierung oder Jugend. Der Einbezug deutscher Akteure soll die Austausche um komplementäre Perspektiven erweitern und gegenseitiges Lernen in einem Nord-Süd-Kontext zu ermöglichen. Um den gegenseitigen Austausch weiter zu stärken, werden auch Expertinnen und Experten aus dem südlichen Afrika in die Austausche eingebunden werden.

Aktuell befindet sich das Projekt in der Startphase, in der die Herausforderungen und Bedarfe der BOs und ihrer Mitglieder eingehender erfasst und die kommenden Aktivitäten darauf ausgerichtet werden. In diesem Rahmen fand Ende April das erste Steuerungsgruppentreffen bei SACAU in Südafrika statt. Anlässlich dieses Treffens reiste eine Delegation der AHA, des BMEL und der GFA Consulting Group als Generalbeauftragte des BMEL für die Bilateralen Kooperationsprojekte nach Pretoria. Alle Beteiligten freuen sich darauf, die durch das Projekt anzustoßenden Entwicklungen zu unterstützen hin zu einem klimaresilienteren, und durch gestärkte und auf Mitgliederbedarfe ausgerichtete BOs mitgestalteten Landwirtschaftssektor.

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Der Autor

Christoph Bracher

Programme Manager international

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